Archiv für die Kategorie „Kanalisation“

Umlagen für die Gewässerunterhaltung

Mittwoch, 25. Dezember 2013

Seit einigen Monaten ist die Rede davon, daß neue Gebühren zur Unterhaltung der Gewässer II.Ordnung erhoben werden sollen. Deshalb habe ich jetzt einen Leserbrief an die Lokalredaktion der MZ geschrieben, der nachfolgend beigefügt ist:

Sehr geehrter Herr Valtink,
der Gedanke, daß die Grundeigentümer für den Unterhalt der Gewässer II. Ordnung selbst zahlen sollen, klingt zunächst einmal ganz vernünftig. Aber: Dafür bezahlen wir doch schon! Über die Grundsteuer und die Gebühren für die Regenwasserkanäle. Und da die Grundsteuern gerade kräftig erhöht wirden und die Regenentwässerungsgebühren von Anfang an reichlich bemessen waren, sollte doch Geld im Überfluß vorhanden sein.
Aus Ihrem Artikel war für mich leider nicht so ganz erkennbar, wer denn nun hier zusätzlich zur Kasse gebeten werden soll, alle Eigentümer der Wohngrundstücke, oder nur die direkten Anlieger der Gräben? Nur die Wohngrundstücke oder auch die Eigentümer der landwirtschaftlichen Flächen? Es wäre ja hier auch einmal darauf hinzuweisen, daß es ausschließlich der Schlamm von den Äckern ist, der infolge unsachgemäßer Bewirtschaftung der Flächen bei jedem, auch nur etwas kräftigerem Landregen, zunächst unsere Straßen und dann die Gräben zusetzt. Also wäre es doch im Sinne der Gerechtigkeit, hier das Verursacherprinzip anzuwenden! Alternativ, damit unsere Bauern nicht noch stärker in die Armut abgleiten, könnte man ihnen ja auch die Möglichkeit einräumen, hier selbst tätig zu werden, indem sie durch sachgerechte Bewirtschaftung der Felder die Bodenerosion vermeiden und somit das ständig erforderliche Schlammräumen in den Gräben überflüssig machen. Das würde der Umwelt gut tun und uns Allen eine Menge Geld ersparen. Geld, daß wir dann wieder beim ortsansässigen Handwerker ausgeben könnten.
Dipl.-Ing. Volker Lange
Alslebener Strasse 59
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Wasser im Keller

Freitag, 20. Dezember 2013

Ein Problem, das in unserer Gegend recht häufig nach der Kanalisierung der Ortschaften auftaucht besteht darin, daß plötzlich die vorher trockenen Keller unter Wasser stehen.
Das kann verschiedene Ursachen haben.
Zum einen steigen seit einigen Jahren in ganz Sachsen-Anhalt die Grundwasserstände. Auf Feldern und Wiesen, auf denen früher in den heißen Sommermonaten fast alles verdorrte, wachsen jetzt plötzlich Schilf und Butterblumen. Das könnte daraus resultieren, daß die zu DDR-Zeiten üblichen großflächigen Grundwasserabsenkungen infolge des Bergbaus und Meliorationsarbeiten zugunsten der Landwirtschaft eingestellt wurden.
In unserem Nachbarort Alsleben, in der Thomas-Müntzer-Siedlung, könnte es durch den Neubau des ALDI-Marktes an der alten B6 verursacht sein. Damals wurde ein unterirdischer Kanal, der das Schichtenwasser aus Richtung Lindenhof / Hasenberg ableitete unterbrochen.
In einigen Orten gibt es jedoch im Zusammenhang mit der Neuverlegung der Ortskanalisation spezielle Ursachen, die ich im nachfolgenden Schreiben mal dargestellt habe. Dieses Schreiben habe ich nicht nur an die Zeitung, sondern auch an die umliegenden Abwasserverbände geschickt. Passiert ist allerdings leider wenig. Die betroffenen Bürger wurden (wieder einmal) mit ihren Problemen allein gelassen.

Hier mein damaliges Schreiben im Original:
Wasser im Keller
In den letzten Wochen wurde gelegentlich in der MZ das Problem der steigenden Grundwasserstände und damit verbunden das Eindringen von Grundwasser in die Keller diskutiert. Speziell in unserer Region, also Belleben und Umgebung, hört man immer wieder die Meinung, daß dieses erst nach dem Verlegen der Abwasserleitungen aufgetreten sei.
Hier kann es meines Erachtens durchaus eine Ursachenverkettung geben. Wir haben als Baugrund in der Regel trockenen Lehm. Dieser wirkt wie eine Abdichtung für die Keller. Wenn jetzt Abwasserleitungen verlegt werden, dann müsssen die Rohrleitungsgräben anschließend mit Sand und Kies verfüllt werden. Diese Grabensysteme wirken aber wie eine Drainage, die das Oberflächen-, Schichten- und Grundwasser sammelt und, in ungünstigen Fällen, bis an die Kellermauern heranführt, wo es dann durch Fugen und Risse in die Keller eindringt.
Wie ist dieses Problem jetzt zu lösen? Natürlich sind wir alle froh, daß endlich auch bei uns Abwasserleitungen verlegt werden. Und die Tiefbauer müssen natürlich auch ihre Arbeiten fachgerecht ausführen. Deshalb sind die Rohrleitungsgräben mit Sand zu verfüllen, weil sich Lehm nicht so gut verdichten läßt. Wir müßten sonst über Jahre hinweg mit Querrinnen (Setzungsmulden) auf den Straßen leben.
Man kann den Hauseigentümer deshalb nur empfehlen, die ihre Kellerwände nachträglich im Bereich der Rohrgräben mit einer druckwasserhaltenden Sperrschicht zu versehen und vor allem die Wanddurchführungen sorgfältig abzudichten.
Weiterhin wären die Rohrleitungsgräben dort, wo Setzungsmulden akzeptiert werden können, mit Lehm oder besser Ton zu verfüllen. Damit würde der unterirdische Wasserfluß unterbrochen.
Selbstverständlich sollte man aber auch darauf achten, daß die Rohrverlegearbeiten fachgerecht ausgeführt werden. Aus meiner beruflichen Tätigkeit sind mir da eine ganze Reihe möglicher Fehlerquellen bekannt.
Zum Schluß noch ein ganz wichtiger Aspekt: Die oben beschriebene Drainagewirkung der kiesgefüllten Rohrgräben findet natürlich in beiden Richtungen statt. Führt auch dazu, daß der Baugrund entwässert, also ausgetrocknet, oder gar Material ausgeschwemmt wird. Dann kommt es plötzlich an den Häusern zu Rissbildungen infolge nachträglicher Setzungserscheinungen im Baugrund durch Volumenänderungen. Man sieht das sehr schön an einem Badeschwamm, wenn dieser nach Benutzung wieder austrocknet.
Mit freundlichen Grüßen
Volker Lange

Abwasser Belleben – Unsere Meinung damals am 28. Oktober 2004

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Nachfolgend eine Korrespondenz mit der MZ Bernburg. Inzwischen ist das Kanalnetz in Belleben komplett erneuert, was man vor allem daran erkennt, daß nun fast jede Woche der Spülwagen da ist, um die Kanäle wieder freizuspülen. Dieses ist insbesondere interessant in Bezug auf den Punkt 2 meines damaligen Schreibens.
Hier nun der Originaltext:

Sehr geehrter Herr Steinborn,
vielen Dank für Ihren Artikel über das Abwasserproblem in Belleben.

Da ich seit 1999 die Gemeinde Belleben im Verbandsausschuß des alten Abwasserverbandes Könnern und seit diesem Jahr in der Verbandsversammlung des fusionierten Abwasserverbandes Bernburg vertrete, hier noch einige zusätzliche Erläuterungen zu diesem Thema:
1. Es war schon immer die Meinung des Gemeinderates, dass für Belleben nur eine dezentrale Abwasserentsorgung in Frage kommt. Dieses wurde dem Abwasserverband mehrfach so mitgeteilt. Insofern war es für mich doch sehr erstaunlich, wie uns in der Versammlung am Dienstag eine millionenschwere Überlandleitung aufgedrängt werden sollte.
2. Die Behauptung, dass sowieso unser gesamtes Leitungsnetz schadhaft ist und erneuert werden muß, kann ich so nicht nachvollziehen. Wenn das so wäre, müsste man das denn nicht schon längst an der Straßenoberfläche sehen? Das an einzelnen Stelle repariert werden muß, das mag sein. Aber warum deshalb gleich das gesamte Rohrleitungsnetz erneuern? Es würde doch auch Niemand sein Haus abreißen und neu bauen, nur weil die Kellertür quietscht.
3. Es wurde am Dienstag weiterhin gesagt, dass eine dezentrale Entsorgung mittels biologischer Kleinkläranlagen mindestens 10.000,– ? je Grundstück kosten würde. Als Beweis für diese Aussage wurde das Pilotprojekt Zickeritz angeführt. Das mag ja dort so sein, aber dann sollte man auch die Ursachen untersuchen. In Zickeritz sind sehr ungünstige Baugrundverhältnisse, außerdem hat man dort wirklich für jedes Grundstück eine eigene Anlage gebaut.
4. In Brucke sah das teilweise schon ganz anders aus. Hier haben sich mehrere Grundstücke die Kosten für eine Anlage geteilt. Damit verbilligt sich das auf etwa 3.000,–? je Grundstück. Somit wäre dieses die für Belleben beste Variante, das sich jeweils mehrere Familien die Kosten für eine gemeinsame Anlage teilen. Es wäre für Alle billiger und vor allem entfallen dann die horrenden Abwassergebühren.
5. Tatsache ist, zwischen den beiden Extremen ?zentrale Abwasserentsorgung nach Könnern? und ?eigene biologische Kleinkläranlage für jedes einzelne Grundstück? gibt es eine große Anzahl preiswerter und funktionstüchtiger Lösungen. Es muß jedoch der Wille vorhanden sein, dem Bürger die für Ihn kostengünstigste Lösung anzubieten.

Mit freundlichen Grüßen!
Volker Lange, Belleben

Abwasserentsorgung Belleben – Meine Meinung 2004

Samstag, 23. November 2013

Werte Einwohner,
der Gemeinderat Belleben hat sich in seiner Sitzung vom 26. Oktober mit großer Mehrheit von 8 zu 1 für eine dezentrale Abwasserbeseitigung in Belleben ausgesprochen.

Was war der Anlaß zu dieser erneuten Abstimmung?
Der Gemeinderat hat sich schon immer, das heißt seit Anfang der 90iger Jahre, für eine dezentrale Entsorgung ausgesprochen und dieses dem Abwasserverband auch mehrfach so mitgeteilt.
Im Sommer diesen Jahres legte der Abwasserverband Bernburg, als Rechtsnachfolger des Alt-Verbandes Könnern, plötzlich eine ganz anders geartete Planung vor und forderte uns zu einer Stellungnahme auf.
Jetzt sollen die Abwässer von Belleben über eine neu zu bauende Druckleitung entlang Strenznaundorfer Feldweg zur Kläranlage Georgsburg bei Könnern gepumpt werden.
Diese Aufforderung zur erneuten Stellungnahme war für uns insofern erstaunlich, weil:
a) Dem Abwasserverband unsere früheren Beschlüsse bekannt sind
b) Der Abwasserverband auf Grund der Satzung uns gar nicht mehr hätte fragen müssen.

Der Gemeinderat forderte deshalb den Geschäftsführer des Abwasserverbandes aufgefordert, uns zunächst die Gründe für diese neuen Planungen zu erläutern. Denn wenn wir eine Entscheidung treffen sollen, für die wir eigentlich nicht zuständig sind, dann wollen wir vorher gründlich informiert werden.
Vor allem wollten wir wissen:
a) Welche finanziellen Belastungen kommen auf die Bürger bei einer zentralen Entsorgung des Abwassers zu?
b) Welche Kosten entstehen den Bürgern bei einer dezentralen Entsorgung?
c) Was sind die Vor- und Nachteile der beiden Lösungsvarianten?
d) Welche anderen Möglichkeiten gibt es, das Abwasserproblem in einer für den Bürger günstigen Variante zu lösen?

In der öffentlichen Sitzung des Gemeinderates am 26. Oktober waren auch erfreulich viele interessierte Bürger anwesend, sodaß eine lebhafte Diskussion mit dem Geschäftsführer Werner Schulze und den Vertretern des planenden Ingenieurbüros zustande kam.

In der anschließenden Sitzung des Gemeinderates wurde noch weiter und teilweise sehr leidenschaftlich diskutiert. Das ist auch verständlich, denn nach unserer Erfahrung kommen auf die Bürger schwerwiegende finanzielle Belastungen zu, wenn der Verband eine zentrale Abwasserentsorgung zur Kläranlage an der Georgsburg durchsetzen würde.

In der Bürgerversammlung traten nach meiner Erinnerung folgende Fragen auf:

Wie hoch sind diese Anschlußkosten?
Das ist abhängig von:
a) Der Grundstücksgröße [m²] und der Bebauung. Je m² anrechenbarer Fläche sind für die Schmutzwasserbeseitigung 2,34 ? und für die Niederschlagswasserbeseitigung 2,05 ? zu zahlen. Die anrechenbare Fläche errechnet sich aus der Grundstücksfläche. Für das 1. Erdgeschoß werden 100%, für jedes weitere Geschoß 60% der Grundstücksfläche angesetzt. Für ein zweigeschossiges Haus, dass auf einem Grundstück von 1.000 m² steht und das Regenwasser auf eigenem Grundstück versickern lassen oder in Zisternen auffangen kann, sind als Beitrag zu zahlen: B = 2,34 ?/m² * 1.000 m² * 160 % = 3.744 ?.
b) Der Länge der Rohrleitungen von der Hauptleitung auf der
Straße bis zur Grundstücksgrenze: 60,– ? / lfd. m, ca. 5 m,
der Revisionsschacht: 450,– ? / Stück, 1 Stück.
c) Sowie der Länge der eigenen Leitungen vom Revisionsschacht bis zum eigenen Hausanschluß: 60,–? / lfd. m, ca. 25 m wenn der jetzige Ablauf zum Garten geht.
d) Eventuelle neue Durchbrüche durch Kellermauerwerk: 90,– ? / Stück.

Das sind zusätzlich zur oben stehenden Berechnung nochmals für die Rohre usw:
K = 5 m * 60 ? * 450 ? + 25 m * 60 ? + 90 ? = 300 ? + 450 ? + 1.500 ? + 90 ? =
K = 2.340 ?.
Die Gesamtkosten aus Beitrag und Rohrleitung also: G = B + K = 3.744 ?+ 2.340 ? =
G = 6.084,–? für ein durchschnittliches Hausgrundstück.

Wie hoch ist die jährliche Gebührenbelastung für eine Person?
Der jetzige Abwasserpreis ist 5,36 ? / m³. Eine Person verbraucht im Jahr 35 m³ Wasser. Somit pro Person und Jahr: P = 5,36 ?/m³ * 35 m³ = 187,60 ?.

Werden die Anschlußkosten G auf einen Zeitraum von 10 Jahren verteilt, dann ergeben sich bei einfacher Berechnung für einen 1-Personen-Haushalt pro Jahr folgende Kosten:
G/10 + P = 608 ? + 187,60 ? = 795,60 ?
Ein 1-Personen-Haushalt zahlt im Verlauf von 10 Jahren an den Abwasserverband:
6.084 ? + 10 Jahre * 187,60 ?/Jahr = 7.960 ?
Eine Familie mit 2 Kindern zahlt entsprechend mehr, also 608 ? + 4*187,60 ? = 1.358,40 ?.
Innerhalb von 10 Jahren wird das: 6.084 ? + 10 Jahre*4 Pers.*187,60 ? = 13.588 ?.

Es kann sich hier an Hand dieses Beispieles jeder ausrechnen, wie viel von seiner Rente oder seinem Lohn jährlich zu zahlen sind.

Die Rechnung wird für uns noch ungünstiger wenn man berücksichtigen würde, dass die Gebühren voraussichtlich steigen werden (wie zum Beispiel auch die Rundfunk- und Fernsehgebühren). Die Renten und Löhne werden aber kaum steigen.
Ebenfalls wird es Bürger geben, die diese Anschlußgebühren nicht sofort aufbringen können. Diese müssen dann beim Abwasserverband Stundung beantragen und dafür zur Strafe noch Zinsen in Höhe von 6% bezahlen.

Wie sind die Kosten bei sehr kleinen Grundstücken?
Es gibt in Belleben einige Grundstücke, die sehr klein sind. Zum Beispiel entlang des Windmühlenberges, des Bahnhofsweges und an der unteren Alslebener Strasse.
Dort ist dann der Anschlußbeitrag für die Schmutzwasserleitung geringer, gleichzeitig müssten diese Grundstücke aber auch ihre Regenentwässerung an den öffentlichen Kanal anschließen.
Zum Beispiel für ein 200 m² großes Grundstück sind das:
B = (2,34 ?/m² + 2,05 ?/m²)*200 m² = 878 ?.
Dazu kommen dann wiederum die Kosten für die Anschlußleitungen.
Also K = 878 ? + 2.340 ? = 3.218 ?
Die Abwassergebühren je Kubikmeter und der Verbrauch ist gleich wie oben.

Wie sind die Kosten bei großen Grundstücken?
Es gibt in Belleben einige Grundstücke, die etwa 2.400 m² groß sind. Zum Beispiel die Neubauernhäuser in der Siedlung und die alten Bauernhöfe am Bäckerteich. Dieser sind überdies noch zweigeschossig. Dort ist dann der Anschlußbeitrag für die Schmutzwasserleitung zum Beispiel für ein 2.400 m² großes Grundstück:
B = 2,34 ?/m² *2400 m² *160% = 8.985,60 ?.
Dazu kommen dann wiederum die Kosten für die Anschlußleitungen.
Also K = 8.985,60 ? + 2.340 ? = 11.325,60 ?
Die Abwassergebühren je Kubikmeter und der Verbrauch ist gleich wie oben.
Bei den Neubauernhäusern könnte es Streit geben, weil diese eingeschossig sind, aber mit ausgebautem Dachgeschoß. Hier ist in der Gebührensatzung nichts Eindeutiges ausgesagt.

Wie sind die Kosten für die unbebauten Grundstücke?
Für die unbebauten Grundstücke muß der Anschlußbeitrag meines Wissens voll bezahlt werden; es entfallen nur vorerst die Kosten der Zuleitungen. Diese werden ja erst gebraucht, wenn die Grundstücke wieder bebaut werden.
In Belleben betrifft dieses zum Beispiel das Gelände des alten Kinos (ehemals Thiemann) und das Grundstück Lichtenfeld (gegenüber Kopka).

Sind mit dem Anschlußbeitrag alle einmaligen Kosten abgegolten?
Hier kann nur mit einem klaren, entschiedenem Jein geantwortet werden! Theoretisch haben die Kanäle eine Lebensdauer von ca. 60 Jahren. Jedoch wird bei den Druckleitungen ein hoher technischer Aufwand für Pumpen und Steuerungstechnik erforderlich. Hierfür geben die Hersteller eine Nutzungsdauer von etwa 15 Jahren an. Aus meiner Erfahrung beim Abwasserverband Könnern weiß ich jedoch, dass Vieles schon vorher kaputtgeht. Die Reparaturkosten werden dann bei der nächsten Gebührenerhöhung in den Abwassergebühren mit eingerechnet.
Auch in der Kläranlage Georgsburg kann Einiges kaputtgehen. Dann könnten, wenn es größere Reparaturen sind, so genannte Verbesserungsbeiträge zusätzlich fällig werden. Solche ?Verbesserungsbeiträge? werden jetzt zum Beispiel in Bernburg erhoben.

Arbeitet die zentrale Abwasserentsorgung zuverlässig?
Ebenfalls klares Jein!
Die öffentlichen Abwasserkanäle werden mit einem Mindestquerschnitt von 200 mm verlegt, unabhängig von tatsächlichen hydraulischen Anforderungen.
An einen solchen Kanal mit DN 200 können etwa 300 Haushalte angeschlossen werden. In Belleben ist aber die Besiedelungsdichte sehr gering. Dadurch gelangt zu wenig Abwasser in die Kanäle, diese fallen trocken und verkrusten. Entweder werden die Kanäle öfters durchgespült, oder es kommt zu Verstopfungen und zum Rückstau. Außerdem, wegen der geringen Fließgeschwindigkeit, beginnen die Fäkalien bereits zu faulen. Das wiederum führt zur Geruchsbelästigung in der Umgebung.
Pumpleitungen sind überdies anfällig bei Stromausfall und nicht zuletzt auch durch Vandalismus leicht zu stören.

Müssen die in Belleben vorhandenen Regenwasserkanäle denn nicht sowieso erneuert werden?
Warum eigentlich? Unser Gebiet liegt im Regenschatten des Brockens und ist deshalb sehr niederschlagsarm. Für die normalen Niederschläge waren die Kanäle bisher ausreichend. Bei einem Wolkenbruch würden auch größere Leitungen wenig nützen.
Der Abwasserverband hat zu Beginn der 90iger Jahre die von uns in Eigenleistung gebauten Kanäle in einem guten Zustand übernommen.
Wenn der Geschäftsführer jetzt plötzlich behauptet, alles wäre kaputt dann muß er sagen wo genau, an welchen Stellen. Wenn tatsächlich eine aufwändige Untersuchung mit der Kanal-Kamera durchgeführt wurde, dann wollen wir die Schadenskartierungen sehen, die den Zustand der Kanäle dokumentieren. Etwaige Entscheidungen kann man immer nur auf Grund sorgfältiger Recherchen und nachvollziehbarer Kosten-Nutzen-Rechnungen treffen; nicht aber auf Grund pauschaler Aussagen.

Der Gemeinderat hat sich auf Grund der genannten Argumente für eine dezentrale Lösung des Abwasserproblems ausgesprochen.

Natürlich ergibt sich auch hier sofort die Frage nach den Kosten für den einzelnen Bürger bzw. Hausbesitzer.
In der Bürgerversammlung am 26. Oktober hatte der Geschäftsführer Werner Schulze einen Betrag von 10.000,– ? genannt, den eine dezentrale biologische Kleinkläranlage pro Grundstück kosten würde. Als Beweis dafür wurde das derzeit laufende Pilotprojekt Zickeritz genannt. Ich habe mich in Zickeritz nach den Gründen dafür erkundigt und wie folgt erfahren:
1. Es wurde tatsächlich für jedes Grundstück eine eigene biologische Kleinkläranlage gebaut.
2. Es ist dort ungünstiger Baugrund (Felsen).
3. Es ist dort kein geeigneter Bach vorhanden, in den die geklärten Abwässer eingeleitet werden könnten. Deshalb mussten zusätzliche Untergrundverrieselungen gebaut werden.
4. Es wurde für die Ausführung nicht der preisgünstigste Anbieter beauftragt, sondern eine andere Firma, die deutlich teurer ist.
5.
Wie kann das Abwasserproblem in Belleben gelöst werden?
Bei der Vorbereitung der Sanierungsarbeiten für Schloß Piesdorf hatte ich mich unter anderem auch mit der Abwasserproblematik zu beschäftigen und deshalb umfangreiche Beratungen mit der Unteren Wasserbehörde Bernburg zu führen.
Aus diesen Erfahrungen heraus hier einige Vorschläge.

Mögliche Varianten für Belleben?
– Fall 1: Es ist bereits eine Kleinkläranlage vorhanden und auch ein ausreichend großes Grundstück. Dann bietet es sich an, ein Schilfbeet zu bauen, in dem die vorgeklärten Abwässer nochmals biologisch gereinigt werden. Die Größe des Schilfbeetes beträgt 5 m² je angeschlossenen Einwohner. Für ein Einfamilienhaus also 25 m². Der Aufbau ist etwa wie ein Gartenteich; statt Wasser und Seerosen sind dann eben ein grobporiges Gesteinsgranulat und Schilfpflanzen drin. Die Anlage arbeitet übrigens auch im Winter zuverlässig, weil die biologische Reinigung der Abwässer nicht durch die Pflanzen erfolgt, sondern durch Bakterien, die sich an den Wurzeln und dem Granulat ansiedeln. Die Pflege der Anlage beschränkt sich im Wesentlichen darauf, einmal im Jahr das Schilf zu schneiden. Dafür spart man sich das Rasenmähen.
– Fall 2: Es ist eine Kleinkläranlage vorhanden, aber kein Platz für ein Schilfbeet. Wenn die Kleinkläranlage nach der DIN-Norm bzw. nach der in der DDR gültigen TGL errichtet wurde, dann kann nachgerüstet werden. Dazu bietet der Handel Bausätze an. Diese werden in die vorhandene Kleinkläranlage eingesetzt und müssen nur noch durch einen Elektromeister an die Stromversorgung angeschlossen werden. Diese Bausätze sind im Handel für etwa 2.700,– ? erhältlich.
– Fall 3: Die vorhandene Klärgrube ist zu klein, aber das Grundstück ist groß genug. Dann wird einfach irgendwo dahinter eine weitere Kammer gebaut und der Nachrüstbausatz dort installiert. Die zusätzliche Kammer kostet etwa 1.000,– ?, plus Bausatz.
– Fall 4: Wenn das Grundstück so klein ist, dass man dort keine biologischen Kläranlagen bauen kann oder will, dann gibt es so genannte ?Kellerwandgeräte?. Diese haben etwa die Größe eines Heizkessels und arbeiten nach dem osmotischen Verfahren. Also etwa so wie eine kleine Meerwasserentsalzungsanlage.
– Fall 5: Wer sich mit seinen Nachbarn gut versteht, der kann auch mit diesen eine gemeinsame Anlage bauen.
– Fall 6: Wenn ein geeignetes Grundstück vorhanden ist und die vorhandenen Kanäle dafür geeignet sind, dann könnte auch eine Gruppenkläranlage für einen ganzen Straßenzug errichtet werden. Denkbar wäre dieses zum Beispiel auf dem Vorplatz zur Schindergrund mit den angrenzenden Grundstücken Sanderslebener Straße und Mühlberg.

Wie ist die Qualität des Wassers nach der biologischen Reinigungsstufe?
Sämtliche hier vorgestellte Verfahren erreichen Reinigungsleistungen von 97% und können somit entweder in den Vorfluter (Schlackenbach) eingeleitet oder in Haus und Garten als Brauchwasser wieder verwendet werden.

Welche weiteren Kosten entstehen?
Auch die biologischen Kleinkläranlagen müssen regelmäßig entschlammt werden. Bei Mehrfamilienhäusern jährlich, bei Einfamilienhäusern einmal in zwei Jahren.
Die zu erwartenden Kosten sind etwa:
– Kanalgebühren Regenwasserkanal (falls erforderlich): 1,36 ?/m³
– Klärschlammabfuhr: 29,15 ?/Jahr
– Stromverbrauch: 35 ?/Jahr
– 2 x Probenentnahme/Jahr
– Wartung der Anlage

Alle diese genannten Argumente sprechen nach unserer Meinung für eine dezentrale Abwasserlösung für Belleben.
Es liegt jedoch nun auch bei Ihnen, sich über Vor- und Nachteile; vor allem aber auch über die Kosten zu informieren. Denn Sie müssen letztlich auch dafür zahlen. Wer Haus- oder Grundstückseigentümer ist, der zahlt direkt über die Anschlußbeiträge. Wer Mieter ist, der bezahlt über die Nebenkosten. Wir alle aber müssen als Steuerzahler dafür aufkommen, wenn Fördermittel sinnlos vergeudet werden.

In der Anlage sind noch einige Preisangaben von Firmen, die biologische Kleinkläranlagen und Nachrüstbausätze anbieten.

Wer über einen Internetzugang verfügt, kann dort eine Fülle von Materialien finden, die dieses brisante Thema weiter durchleuchten.