Ein Problem, das in unserer Gegend recht häufig nach der Kanalisierung der Ortschaften auftaucht besteht darin, daß plötzlich die vorher trockenen Keller unter Wasser stehen.
Das kann verschiedene Ursachen haben.
Zum einen steigen seit einigen Jahren in ganz Sachsen-Anhalt die Grundwasserstände. Auf Feldern und Wiesen, auf denen früher in den heißen Sommermonaten fast alles verdorrte, wachsen jetzt plötzlich Schilf und Butterblumen. Das könnte daraus resultieren, daß die zu DDR-Zeiten üblichen großflächigen Grundwasserabsenkungen infolge des Bergbaus und Meliorationsarbeiten zugunsten der Landwirtschaft eingestellt wurden.
In unserem Nachbarort Alsleben, in der Thomas-Müntzer-Siedlung, könnte es durch den Neubau des ALDI-Marktes an der alten B6 verursacht sein. Damals wurde ein unterirdischer Kanal, der das Schichtenwasser aus Richtung Lindenhof / Hasenberg ableitete unterbrochen.
In einigen Orten gibt es jedoch im Zusammenhang mit der Neuverlegung der Ortskanalisation spezielle Ursachen, die ich im nachfolgenden Schreiben mal dargestellt habe. Dieses Schreiben habe ich nicht nur an die Zeitung, sondern auch an die umliegenden Abwasserverbände geschickt. Passiert ist allerdings leider wenig. Die betroffenen Bürger wurden (wieder einmal) mit ihren Problemen allein gelassen.
Hier mein damaliges Schreiben im Original:
Wasser im Keller
In den letzten Wochen wurde gelegentlich in der MZ das Problem der steigenden Grundwasserstände und damit verbunden das Eindringen von Grundwasser in die Keller diskutiert. Speziell in unserer Region, also Belleben und Umgebung, hört man immer wieder die Meinung, daß dieses erst nach dem Verlegen der Abwasserleitungen aufgetreten sei.
Hier kann es meines Erachtens durchaus eine Ursachenverkettung geben. Wir haben als Baugrund in der Regel trockenen Lehm. Dieser wirkt wie eine Abdichtung für die Keller. Wenn jetzt Abwasserleitungen verlegt werden, dann müsssen die Rohrleitungsgräben anschließend mit Sand und Kies verfüllt werden. Diese Grabensysteme wirken aber wie eine Drainage, die das Oberflächen-, Schichten- und Grundwasser sammelt und, in ungünstigen Fällen, bis an die Kellermauern heranführt, wo es dann durch Fugen und Risse in die Keller eindringt.
Wie ist dieses Problem jetzt zu lösen? Natürlich sind wir alle froh, daß endlich auch bei uns Abwasserleitungen verlegt werden. Und die Tiefbauer müssen natürlich auch ihre Arbeiten fachgerecht ausführen. Deshalb sind die Rohrleitungsgräben mit Sand zu verfüllen, weil sich Lehm nicht so gut verdichten läßt. Wir müßten sonst über Jahre hinweg mit Querrinnen (Setzungsmulden) auf den Straßen leben.
Man kann den Hauseigentümer deshalb nur empfehlen, die ihre Kellerwände nachträglich im Bereich der Rohrgräben mit einer druckwasserhaltenden Sperrschicht zu versehen und vor allem die Wanddurchführungen sorgfältig abzudichten.
Weiterhin wären die Rohrleitungsgräben dort, wo Setzungsmulden akzeptiert werden können, mit Lehm oder besser Ton zu verfüllen. Damit würde der unterirdische Wasserfluß unterbrochen.
Selbstverständlich sollte man aber auch darauf achten, daß die Rohrverlegearbeiten fachgerecht ausgeführt werden. Aus meiner beruflichen Tätigkeit sind mir da eine ganze Reihe möglicher Fehlerquellen bekannt.
Zum Schluß noch ein ganz wichtiger Aspekt: Die oben beschriebene Drainagewirkung der kiesgefüllten Rohrgräben findet natürlich in beiden Richtungen statt. Führt auch dazu, daß der Baugrund entwässert, also ausgetrocknet, oder gar Material ausgeschwemmt wird. Dann kommt es plötzlich an den Häusern zu Rissbildungen infolge nachträglicher Setzungserscheinungen im Baugrund durch Volumenänderungen. Man sieht das sehr schön an einem Badeschwamm, wenn dieser nach Benutzung wieder austrocknet.
Mit freundlichen Grüßen
Volker Lange